Pakistan Mission - Reise
Pakistan Mission - Reise 27.11. - 8.12. 2025
Wir landeten pünktlich um 8.30 Uhr in Lahore - einer 14 Millionenstadt im Nordosten von Pakistan.
Ein 7-köpfiges Empfangskomitee hatte sich am Flughafen eingefunden, und wir wurden sofort mit je 4 (echten) Rosengirlanden behängt und willkommen geheissen. Das erste traditionell pakistanische Frühstück war scharf, lecker und wurde natürlich mit den Händen gegessen.
- Direkt am ersten Abend ging es los mit einem Gebets- und Lobpreistreffen. Die Lautstärke war an Dezibel nicht zu überbieten. Wer denkt, die verfolgten Christen in der islamischen Republik seien vorsichtig, unauffällig oder eingeschüchtert, hat sich gründlich getäuscht. Schon von Weitem hat man jeweils gehört, wo unsere Treffen stattfinden & an der Hausmauer prangte ein Plakat, mit unseren Köpfen und der Ankündigung auf das bevorstehende Pastoren-Treffen.
- Unser Einsatz startete mit einer Jugend-Konferenz. Rund 100 Teenager hatten sich eingefunden, und das Thema von Dad’s Predigt war „Gott kennen - daraus folgt Berufung“. Auch ich durfte einen kleinen Input geben, und spannenderweise (oder, wenn man mit dem Heiligen Geist unterwegs ist, vielleicht eher: logischerweise) ging es auch bei mir um die 3 Punkte: Identität, Beziehung, Bestimmung. Wir hatten nichts abgesprochen, aber so führte uns der Herr.
Die Jungen waren sehr aufmerksam und haben den Tag mit Darbietungen zum Thema Kreuz und Errettung sehr bereichert.
Am selben Abend war die erste Evangelisationsveranstaltung. Dazu wurde ein grosses Zelt aufgestellt. Wir staunten nicht schlecht, als wir all die Teppiche sahen, mit denen es ausgelegt war, und die festlichen Tücher, welche die Decke zierten. Einem König würdig - und genau Der war mitten unter uns. Dad predigte über den verlorenen Sohn und erzählte sein Zeugnis. Viele Menschen folgten an diesem Abend der Einladung Gottes und kamen nach vorne, um ihr Leben Jesus zu geben. Wir beteten, umarmten, legten Hände auf, schlossen Freundschaften… und schossen Unmengen an Fotos :-) Es war wirklich ein berührender und gesegneter Abend.
- Schon im Vorfeld hatte Gott uns aufs Herz gelegt, dabei zu helfen, dass Bibeln verschenkt werden konnten. Am 2. Evangelisationsabend im Zelt durften wir ganz vielen Menschen das erste Mal im Leben eine eigene Bibel überreichen. Was für ein bewegender Moment. Was für ein Vorrecht. Was für ein Segen. Die einen küssten sie, drückten sie ans Herz, und es war tief berührend, wenn man bedenkt, dass wir hier im Westen oft zig Bibeln irgendwo ‚rumliegen‘ haben, die nie wirklich geöffnet werden. Dort ist sie ein regelrechter Schatz, und wir beten, dass diese Bibeln viel Frucht bringen. Auch an die Jugendlichen durften wir viele Bibeln verschenken.
Im Anschluss an die Evangelisationen, die wir an 4 unterschiedlichen Orten durchführten, wurden wir jeweils zu verschiedenen Familien zum Abendessen eingeladen - nachts um 23 Uhr, versteht sich. Wir fluteten also, meist an die 20 Personen, irgendeine Wohnung mitten in der Nacht, setzten uns auf ihre Ehebetten, Sofas, Stühle usw. und wurden über die Massen verwöhnt mit gutem Essen. Man stelle sich das in der Schweiz vor - 20 fremde Personen essen mitten in der Nacht in DEINEM Bett von Hand Curry - einfach sensationell… und für uns: unvorstellbar! Die Gastfreundschaft und Unkompliziertheit der Pakistanis haben uns immer wieder überrascht, zum Teil auch amüsiert aber immer sehr berührt und gesegnet.
- An einem der Tage durften wir eine christliche Schule mit ca. 80 Kindern besuchen. Man erzählte uns, dass die Kids aus christlichen Familien entweder gar nicht erst einen Schulplatz bekommen, oder aber psychisch und physisch so misshandelt werden, dass die Eltern die Kinder freiwillig wieder aus den Schulen nehmen. Aktuell ist das Problem, dass die Schule in gemieteten Räumlichkeiten stattfindet. Nach kurzer Zeit finden die Besitzer jeweils heraus, dass die Mieter Christen sind, und kündigen ihnen. So kommt es, dass die gesamte Schule alle paar Monate umziehen muss.
Wo immer wir hinkamen, wurde ein Spalier gebildet, und wir wurden ausgiebig mit Rosenblättern beworfen. Dieser Rosenblätter-Regen war so immens, dass wir jeweils noch Stunden später (z.B. beim Toilettengang oder Kleiderwechsel) einen weiteren Rosensegen erlebten :-) So war es auch in dieser Schule. Man war tatsächlich froh, dass man eine Sonnenbrille auf dem Kopf hatte, denn die übermütigen Zwerge schleuderten die Rosen mit so einer Begeisterung in unsere Gesichter, dass man sie nachher aus Mund und Ohren fingern konnte.
Das Highlight war natürlich, dass wir Süssigkeiten dabeihatten. Aber auch das gemeinsame Singen, Tanzen und Fotos machen hat allen Beteiligten total viel Spass gemacht. Dasselbe durften wir einige Tage später nochmals erleben - diesmal in einem Waisenheim. All diese Kinder wurden von einer nahegelegenen Ziegelstein-Fabrik geholt, wo sie Kinderarbeit ‚wie aus dem Bilderbuch‘ verrichten mussten.
- An 3 aufeinanderfolgenden Tagen fanden Pastorenkonferenzen an verschiedenen Orten statt. Gott hatte Dad schon in der Schweiz aufs Herz gelegt, über das Thema Israel zu sprechen. Dies hat er getan - jeden Tag, ausgehend von verschiedenen Bibelstellen. Das Thema wurde mit sehr offenen Herzen angenommen, wir beteten gemeinsam für Israel und haben das Shofar geblasen, was immer für viel Begeisterung gesorgt hat. Ein Pastor kam zu Dad und sagte: „Wir können nie nach Israel reisen und unsere Brüder und Schwestern dort persönlich treffen. Aber du bist ja immer wieder dort, und wenn ich dich umarme, ist es, als wenn ich Israel umarmen würde“, und er fiel ihm um den Hals und bat ihn, seine Liebe das nächste Mal mit nach Israel zu nehmen.
- Das eine Pastorentreffen ist uns in besonderer Erinnerung geblieben. Wir wurden zuerst bei einem der Pastoren zuhause willkommen geheissen. Er ist ein sehr wichtiger Mann im Land, sowohl ‚Vorsteher‘ einer grossen Pastorenvereinigung und gleichzeitig ein Mitglied der Regierung. Ein total bescheidener, demütiger, sympathischer Mann. Es waren schon ca. 20 Pastoren anwesend, die alle nacheinander vorgestellt worden sind. Anschliessen fuhren wir zur Location, wo schon ca. 200 Leute versammelt waren. Der Ort lag in einer stark muslimischen Gegend und wurde von bewaffneten Securities bewacht. Ich durfte nicht mal alleine auf die Toilette, welche sich direkt neben dem Gebäude befand. Draussen wurde auf dem Feuer für alle 200 Personen gekocht, was auch ein eindrückliches Schauspiel war.
- Wann immer man dachte: jetzt geht’s nach Hause, hatte man die Rechnung ohne die pakistanische Gastfreundschaft gemacht. Täglich mehrmals waren wir bei verschiedenen Familien eingeladen, um zu essen, Tee zu trinken, ein Neugeborenes zu segnen, jemand Krankem die Hände aufzulegen, mit einem kleinen Jungen Geburtstag zu feiern (wobei Dad und ich die einzigen waren, die wunderschön eingepackte Geschenke bekommen haben), noch ein paar Fotos mit jemandem zu machen oder Kuchen zu essen. Natürlich haben wir das auch in anderen Ländern schon erlebt - aber die Gastfreundschaft und Grosszügigkeit von Menschen, die fast nichts haben, ist immer wieder zutiefst berührend, beeindruckend und auch beschämend.
- Ein grosses Thema war «by the way» auch meine Kleidung. Man hat mir ziemlich schnell zu verstehen gegeben, dass ich wohl nicht ’standesgemäss’ gekleidet bin in meinen immer gleichen, westlichen Outfits. So wurde mir kurzerhand jeden Tag ein neues, pakistanisches Kleid gebracht - mal in Rosa mit ganz viel Glitzer, mal in Petrol mit Gold, mal Pink mit Stickereien… Auch musste ich natürlich bei allen Treffen ein Kopftuch tragen.
- 2 Tage bevor wir nach Hause flogen, wurde ein Pastor erschossen, kurz nachdem er seine Töchter in der Schule abgesetzt hatte. Schon einen Monat zuvor hat es ein Attentat auf ihn gegeben, welches er überlebt hatte. Unser Gastgeber erzählte uns, dass die Aggressivität gegenüber Christen nochmals massiv zugenommen hat, seit der ‚erfolgreiche‘ Anschlag bekannt wurde.
Ja, unsere Zeit in Pakistan war wirklich reich gesegnet. Und voll mit den unterschiedlichsten Eindrücken:
- Gun’s und trotzdem Roses (man sah immer wieder bewaffnete Leute auf den Strassen und täglich wurden wir mit Rosen überhäuft)
- Armut und trotzdem Grosszügigkeit
- Verfolgung und trotzdem öffentliche Evangelisationen
- Inszenierungen und trotzdem tiefe, göttliche Begegnungen
Vieles, was uns wie ein Gegensatz erscheint, existiert in Pakistan in völliger Selbstverständlichkeit nebeneinander.
Und ein göttliches Prinzip wurde einmal mehr bestätigt: Wir werden gesegnet, um ein Segen zu sein. Ein Geben und ein Nehmen. Das Ganze gemeinsam mit meinem Dad zu erleben, war ein ganz besonderes Vorrecht für mich.
Danke Vater! Danke Dad! Danke Pakistan!
(Hanna Oehri-Woiwode)























