März 02, 2024

Besuch in Israel vom 16.-25. Februar 2024

Tröstet, tröstet mein Volk, spricht euer Gott. (Jes. 40,1)

Tröstet, tröstet mein Volk, spricht euer Gott. (Jes. 40,1)

Das war unsere Motivation, um nach Israel zu reisen. Stell Dir vor ein Teil Deiner Familie lebt in einem anderen Land. Oder Du selber lebst in einem anderen Land, getrennt vom Rest Deiner Familie. Du erfährst, dass ihnen Entsetzliches wiederfahren ist. Sie sind überfallen worden, zum Teil gefoltert und abgeschlachtet und ein Teil entführt worden. Du kannst das noch alles in Videofilmen sehen, weil die Mörder es mit satanischer Freude gefilmt haben und es stolz der Öffentlichkeit präsentieren. Wie würdest Du reagieren? Liesse Dich das etwa gleichgültig? Verrückte und absurde Frage. Sicher nicht. Es würde Dich bis ins Innerste Deines Seins erschüttern. Und genau das ist hier in Israel am 7. Oktober passiert, in grossem Stil und unfassbarer Grausamkeit. Das ist einem Teil unserer «Familie» widerfahren und deshalb sind die Gleichgültigkeit und Teilnahmslosigkeit mancher Christen, Kirchen und Gemeinden ebenso unfassbar, nicht nachvollziehbar, nicht tolerierbar, entsetzlich, vor allem ihrer Konsequenzen wegen. Die Worte, die ich Ende 2023 und Anfang 2024 jeweils in einer Zeit der Stille vor Gott hörte, waren folgende: «Worfeln, sichten, trennen, schärfen, Ballast abwerfen»! Wir sind in einer Zeit, in der man sich entscheiden muss, zu wem man gehört, ohne Wenn und Aber; entweder ganz oder gar nicht. Wie lange wollen wir noch auf zwei Seiten hinken? Das beinhaltet eben auch die Frage, wie wir zu den Juden, Israel und ihrem Land stehen. Beten und flehen wir weiter, dass die Juden und wir Christen zur Erkenntnis Gottes und Jeschuas kommen!

Schon im El Al Flieger bemerkten wir einen Unterschied zu sonst. Es fehlte der Lärm, der sonst manchmal fast des Guten zu viel war. Eine bedrückende Ruhe herrschte während des ganzen Fluges, wie zum Greifen. 

Wir hatten das Privileg uns mit einigen messianischen Gemeindeleitern zu treffen, austauschen und beten zu können. Wie ermutigend war es, überall von der dreitägigen Gebets- und Fastenzeit zu hören an der sich die meisten Gemeinden im Land beteiligten. Der Geist Gottes wirkt Beziehungen, die auf Grundlage von persönlicher und gemeinsamer, stellvertretender Busse entstehen, neu an Tiefe gewinnen und die gemeinsame Vision für Volk und Land schärfen. Die messianischen Gemeinden haben auch Gelegenheiten wie nie zuvor, ein Segen für die Bevölkerung zu sein. Sie sind Anlaufstelle für praktische Hilfe z. B. Kleidung, Essenpakete etc. Sie senden Erntehelfer wo nötig. Und sie geben natürlich Trost, Hoffnung, Seelsorge und weisen auf Jeschua hin. Das Zeugnis eines an Jesus-gläubigen Soldaten hat uns zutiefst erschüttert. Was sein Einsatz, gleich nach dem Massaker, mit ihm gemacht hat, ist furchtbar. Er war innerlich leblos, wie tot, hatte alles tief in sich verschlossen. Auch die Umarmung wirkte wie bei einer Puppe, Marionette, einfach leb- und emotionslos. Was wissen wir schon, was dieser junge gläubige Familienvater gesehen und erlebt hat? Man fühlt sich total hilflos und betet umso intensiver. Und das ist nur ein Beispiel von Tausenden. Es sind buchstäblich Hunderttausende, die zutiefst traumatisiert sind und therapeutische und medikamentöse Hilfe suchen. Die totale Überforderung für Ärzte und Therapeuten- in jeder Hinsicht. Sie brauchen ganz praktische Hilfe in diesem Prozess und vor allem Gottes rettendes, heilendes, befreiendes und wiederherstellendes Eingreifen und Wirken. Beten wir weiterhin intensiv dafür.

Überall, wo wir hinkamen und Menschen erklärten ,warum wir in Israel sind, egal wie alt, alleine oder als Paar, Soldaten oder Zivilisten, Geschäftsleute oder Künstler, jedes Mal die selbe Reaktion: Ungläubiges, fassungsloses Staunen, Augen weit aufgerissen, zum Teil mit Tränen gefüllt, die Hände aufs Herz oder den Mund gelegt und sich immer wieder bedankend und manchmal auch fragend, ob sie einen umarmen dürfen.  Und immer wieder unser Hinweis, dass wir sie lieben, mit und für sie stehen, mit ihnen weinen und hoffen, weil wir an den Gott Israels glauben und Ihn von Herzen lieben. 

An einem Tag hatten wir den Eindruck an die libanesische Grenze zu fahren, um dort zu beten. Wir fuhren so nahe wie möglich an die Grenze, bis zu einem Militärposten, der vor einem Kibbuz stationiert war. Wir erklärten dem Kommandanten unsere Absicht und er zeigte uns einen Platz, direkt neben dem Posten, mit guter Sicht in den Libanon hinein, an dem wir beten konnten. Wir proklamierten das Wort Gottes, beteten, sangen und bliesen das Shofar. Der Kommandant hat alles mit seinem Handy gefilmt, weil auch er so berührt war von dem, was wir taten. Wir durften dann noch mit ihm und uns ein Foto machen.

Wir hatten das Privileg den Kibbuz Nir Am, einer der Kibbuzim in unmittelbarer Nähe des Gazastreifens, die von der Hamas überfallen wurden, zu besuchen. Als Israel Werke Schweiz (IWS) haben wir auf Anraten der israelischen Botschafterin in der Schweiz, diesen Kibbuz Nir Am «adoptiert». Das bedeutet, dass wir uns zu einer längerfristigen Partnerschaft und Begleitung zur Wiederherstellung eines normalen Lebens dort, entschlossen haben. Erst im Nachhinein haben wir von der besonderen Geschichte dieses Kibbuz erfahren. Vor zwei Jahren wurde dort eine Frauenkonferenz durchgeführt, veranstaltet von einer messianischen Gemeinde; für Frauen aus dem Süden des Landes. Dort wurde der Gott Israels und Jeschua, ihr Retter und König angebetet und es gab feste Speise in Form von biblischer Lehre. Und genau dieser Kibbuz erlebte am 7. Okt. ein Wunder, über das auch weltliche Medien (z. B. Tagesanzeiger) ausführlich berichteten. Durch das weise Handeln der jungen Sicherheitschefin wurde ein Eindringen der Hamas Terroristen in den Kibbuz verhindert, so dass es im Kibbuz selber weder Tote noch Entführte gab. Trotzdem ist an ein normales Weiterleben nicht zu denken. Die allermeisten der ca. 600 Bewohner sind evakuiert und verteilt in verschiedenen Hotels Tel Avivs untergebracht. Etliche der Einwohner sind traumatisiert und bedürfen einer Therapie. Der Kibbuz eigene Kindergarten und die Schule sind nicht in Funktion und das Leben in der Gemeinschaft ist für unbestimmte Zeit abgebrochen. Wir waren angemeldet und unser Besuch war sehr gut vorbereitet und organisiert. Wir hörten von verschiedenen Personen, wie sie den 7. Okt. erlebt haben. Wurden ein Stück weit mit hinein genommen in das nicht erkennen, was vor sich gegangen ist, in das langsame, entsetzliche Begreifen, dass dies nicht einer der üblichen Alarme ist, den sie schon hunderte Male gehört und erlebt hatten. Die Zerrissenheit darüber, entscheiden zu müssen, im Haus bei der Familie zu bleiben oder raus zu gehen um den anderen zu helfen, die auch um Hilfe flehten.  Wir hörten das Zeugnis einer Polizistin aus Sderot, nur einige hundert Meter entfernt, die mit dem Anblick und Wegräumen der abgeschlachteten Körper und Körperteilen ihrer Kollegen zu tun hatte. Wir hörten die Entstehung des Kibbuz, als einer der allerersten und seine Geschichte bis heute. Und wir hörten von den Zukunftsplänen. Sie haben klare Vorstellungen davon, was wann wie zu machen ist, damit die Bewohner und damit das Leben nach Nir Am Zurückkehren kann. Wir möchten sie dabei mit Ihrem Einverständnis, so gut als möglich unterstützen und begleiten. Wir empfanden, dass unsere Hilfe sehr willkommen sei. Nicht einfach nur finanzielle Unterstützung, sondern wir hoffen auf freundschaftliche, tragfähige Beziehungen, die dabei entstehen werden. Zwei aus unserer Gruppe sind noch bis Ende März in Israel. Sie sind jetzt schon zur Grapefruit Ernte in Nir Am eingeladen und werden dort gerne helfen. Mit Gottes Hilfe wird das sicherlich zu einer freudigen, sich gegenseitig segnenden Partnerschaft werden. 

W.W.


Wir sind wieder zu Hause nach zehn Tagen Israel. Zu Hause?! Ich habe eins – im Gegensatz zu vielen Menschen in Israel. So viele sind evakuiert, ihre Häuser zerstört, ihre Liebsten tot oder in Gefangenschaft und wie reagiert die Welt?! Die Tage haben mich tief geprägt. Gesichter, die ich nicht mehr vergessen kann, weil jede Hoffnung und jedes Lächeln darin verschwunden sind. Solche mit ungläubig aufgerissenen Augen: da gibt es Leute, die zu uns halten? Die kommen um uns zu trösten? Entschlossene Blicke: wir werden es schaffen, wir werden siegen, wir werden wiederaufbauen; wir lassen uns nicht unterkriegen! Leere Blicke, Tränen, verdrängte Trauer, schwere Herzen. Lächeln, das die Augen nicht erreicht…..

Was mache ich jetzt mit all diesen Begegnungen und Eindrücken? Ganz langsam kommt alles hoch und ich frage mich: was ist jetzt meine Aufgabe? Wie kann ich effektiv helfen? Herr, was möchtest du von mir? Ich werde mir Zeit lassen vor IHM darüber nachzudenken.

R.W.

Bericht
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